Forschergruppen

Dem Abenteuer entgegen (2). Transformationen des Abenteuers in Romanen, Novellen und Dramen der klassischen Moderne (Mann, Musil, Hofmannsthal, Schnitzler)

Beginn der Förderung 01.03.2021
Ende der Förderung 29.02.2024

Das Teilprojekt zielt darauf, die Bedeutung des Erzähl- und Erlebnisschemas des Abenteuers in der Moderne am Beispiel von deutschsprachigen Romanen zu erhellen, die entweder zu Paradigmen des Bildungsromans geworden sind oder in intensiver Auseinandersetzung mit der Gattungstradition entstanden. Während das Narrativ der Bildung im Allgemeinen als Kritik des Abenteuers gilt, geht dieses Vorhaben von der Beobachtung aus, dass das Verhältnis ein ambivalentes ist und gleichermaßen von Anziehung wie von Abstoßung zeugt. Auf der Basis von Untersuchungen zu Goethes "Wilhelm Meisters Lehrjahre" und Kellers "Der grüne Heinrich" die in der ersten Förderphase im Zentrum standen, widmet sich das Projekt in der zweiten Phase Thomas Manns Roman "Der Zauberberg" und Robert Musils "Der Mann ohne Eigenschaften". Während Goethe und Keller sich mit Erzählmustern des Abenteuers auseinandersetzen, geht es Musil und Mann angesichts des Ersten Weltkriegs um eine Analyse des Abenteuers als Erlebniskategorie und Inbegriff anti-bürgerlicher Lebensformen. Sie suchen Zugang zu jener Lust am Abenteuer, die sich in der Euphorie des sogenannten Augusterlebnisses 1914 Bahn brach. Dabei stellt der Bildungsroman aus ihrer Sicht keinen Gegenentwurf zum Abenteuer dar; er ist für sie vielmehr gerade insofern anschlussfähig, als er in Kontinuität zum Abenteuer steht. Das Interesse des Projekts gilt insbesondere den Regressions- und Transgressionsprozessen, die sich bei Mann und Musil teils im Zeichen militanter Gewalt, teils im Zeichen von Liebesabenteuern ereignen und die sie auf ihre soziokulturellen und psychologischen Bedingungen hin befragen. Ergänzend wird das Projekt den Abenteu(r)erdiskurs des Fin de Siècle und der Vorkriegszeit am Beispiel von Dramen und Novellen Hofmannsthals und Schnitzlers untersuchen, die mit Casanova den paradigmatischen erotischen Abenteurer ins Zentrum stellen. Nicht zuletzt weil er mit dem Kriegsdiskurs die lebensphilosophische Fundierung teilt, bietet der Abenteu(r)erdiskurs der Vorkriegszeit eine Kontrastfolie, vor der die fundamentalen Transformationen kenntlich werden, die der Einschnitt des Ersten Weltkriegs auch im Hinblick auf das Abenteuer bedeutet.

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Quelle der Beschreibung: Information des Anbieters

Schlagworte

Institution

Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)
Department I - Germanistik, Komparatistik, Nordistik, Deutsch als Fremdsprache
Deutschland

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