Jahrhundertwende: Literatur, Künste, Wissenschaften um 1900 in grenzüberschreitender Wahrnehmung (Akademie der Wissenschaften zu Göttingen)

"Das Langzeitvorhaben will im Sinne einer vergleichenden europäischen Kulturwissenschaft Kontakte und Transfers zwischen europäischen Literaturen, aber auch zwischen Literaturen und anderen Kulturleistungen (Künste, Philosophie, Psychologie, Naturwissenschaften) um die Jahrhundertwende (ca. 1885-1913) erforschen. Der paradigmatische Charakter des Forschungsvorhabens ergibt sich aus dem Untersuchungsgegenstand selbst: dem Beginn einer 'interdisziplinären Moderne', in der im intereuropäischen Austausch zwischen kulturellen und wissenschaftlichen Institutionen die Grundlagen des 20. Jahrhunderts (Kosmopolitismus, Fortschrittsoptimismus, Jugendkult, Skeptizismus usw.) geschaffen und verhandelt wurden. Untersucht man die tatsächlichen Verlaufsformen von Kontakten und Transfers über Einzelpersönlichkeiten, Vereinigungen, Ausstellungen, Tagungen und Verlage, zeigt sich schnell die Homogenität der Epoche, und es eröffnet sich ein Zugang zu den Grundstrukturen der europäischen Mentalität, zu intereuropäischen Wahrnehmungsformen um 1900 und zu deren kulturpolitischem Gewicht für die heutige Bewusstseinssituation in Europa."