Die Möglichkeit einer 'Aktiven Passivität' und der Entwicklung einer queeren Kunst des Scheiterns mit Spinoza lotet Christoph F. E. Holzhey in seinem Aufsatz "Paradoxe Lust zwischen Teleologie und Mechanik" entlang der Diskussion systemtheoretischer Probleme weiter aus, die Spinozas "Ethik" mit ihrer Verschränkung von Epistemologie, Ontologie und Ethik aufwirft. Ausgehend von dem bekannten Satz Spinozas, nach dem bisher noch niemand bestimmt habe, was ein Körper vermöge, fragt Holzhey ob dieser Satz, der den Körpern und der Materie eine eigene Aktivität zuschreibe, tatsächlich, wie es in vielen aktuellen Positionen der New Materialismen unterstellt wird, mit einer Überwindung der Newtonschen Physik und deren Mechanik verbunden sei. Seine zentrale Frage zielt auf die neovitalistischen Tendenzen in den aktuellen Auslegungen des Conatusprinzips. Werden, so fragt Holzhey, hier nicht genau jene Probleme behandelt, welche die Thermodynamik und statistische Mechanik am Ende des 19. Jahrhunderts aufwarfen? Statt jedoch zu fragen, wie aus Trägheit Fortschritt wird, untersucht er, wie Fortschritt durch Trägheit denkbar ist. Dazu fokussiert Holzhey die Verbindung von Ethik und Affektlehre und legt das Conatusprinzip konsequent als Trägheitsprinzip aus. Vor diesem Hintergrund zeigt er nicht nur, wie nah sich Spinozas Unterscheidung von Freude und Trauer an Freuds Lust und Unlust bewegt, sondern auch, dass sich die Hierarchisierung der Freude nicht halten lässt, sondern die Affekte allein als paradoxe Lust ihre antiteleologische und antinormative Wirkung entfalten.
|