Plato already used the intertextual ability of literary writing as a subversive potential to undermine any data storing technique staying within the limits of mnemonic devices, the so-called hypomnemata, in order to allow the alternative process of anamnesis to arise. Ironically however, one of today’s most advanced hypomnemata, the hypertext, is based upon the decentralized, non-linear structure that is characteristic of the phenomenon of intertextuality. So, one might ask — as many theorists of the new medium actually do — whether the hypertext is even superior to conventional literature in its capacity to stimulate the process of recollection in the sense of Plato’s anamnesis. Rather, in this article, it will be shown that the opposite is the case. An intertextual dynamic can only arise from the reader’s response to a given static texture. With each step through the "web of trails" of the hypertext the reader decomposes that illuminating effect. This observation points to the necessity of developing a new poetics of hypermedia. Schon Platon nutzte die intertextuellen Fähigkeiten des literarischen Schreibens zur Subversion der lähmenden Wirkung von Aufzeichnungen im Sinne der Gedächtnisstützen, der Hypomnemata, um den anders gearteten Erinnerungsprozeß der Anamnesis zur Geltung zu bringen. Ironischerweise basiert aber ausgerechnet eines der avanciertesten Hypomnemata unserer Tage auf einer dezentralen, nichtlinearen Struktur, wie sie für das Phänomen der Intertextualität kennzeichnend ist. Die — in der Tat von vielen Theoretikern des neuen Mediums angestrengte — Vermutung liegt also nahe, daß wir es hier mit einer virtuellen Steigerung der Potentiale literarischen Erinnerns im Sinne der Anamnesis Platons zu tun haben. Der Heftbeitrag vertritt die Auffassung, daß eher das Gegenteil zutrifft. Eine intertextuelle Dynamik kann nur aus der Rezeptionserfahrung des Kontrastes zu einer vorgegebenen statischen Textur hervorgehen. Mit jedem seiner Schritte durch das Gewebe eines Hypertextes dekomponiert der Leser diesen illuminierenden Kontrasteffekt. Diese Beobachtung führt zu der Feststellung, daß eine Poetik des Hypertextes, die als literarische Erinnerungstechnik ernst genommen werden könnte, erst noch zu entwickeln wäre.
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