Der Groß-Essay des englischen Kulturhistorikers (Jahrgang 1919) ist nicht zu vergleichen mit den bekannten narrativen Darstellungen zur Geschichte der Familie à la I. Weber-Kellermann (zuletzt BA 11/96), M. Segalen ("Die Familie": ID 36/90) oder der...
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Der Groß-Essay des englischen Kulturhistorikers (Jahrgang 1919) ist nicht zu vergleichen mit den bekannten narrativen Darstellungen zur Geschichte der Familie à la I. Weber-Kellermann (zuletzt BA 11/96), M. Segalen ("Die Familie": ID 36/90) oder der 4-bändigen "Geschichte der Familie" (ID 44/96; 27/97; 44/97; 21/98). Goody geht punktuell-pointiert vor: Wenn auch "vordergründig" chronologisch gehalten, liegt der Akzent doch eindeutig auf der Klärung umstrittener Fragen zur Theorie der Familie, insbesondere (dem Reihentitel folgend) zur Familie in Europa. In 10 Kapiteln von den Anfängen in den klassischen Mittelmeerländern bis zur zeitgenössischen Familie zeichnet der Autor die vielfältigen Veränderungen (etwa durch das Christentum, den Feudalismus oder die Industrielle Revolution) nach und widerspricht dabei vielen lieb gewordenen historiographischen Essenzials, so der Auffassung, Europa oder gar "der Kapitalismus" hätten die "Kernfamilie" oder "die Kindheit" oder die Zuneigung (oder gar "Liebe") zwischen Mann und Frau oder zwischen Eltern und Kindern "erfunden". (3) (Uwe-F. Obsen)