Als das erste Opfer eines Krieges gilt die Wahrheit, die Kinder sind sein letztes, denn sie tragen die Erinnerungen an Schrecken, Not und Tod viele Jahrzehnte lang mit sich. So vielfältig die Erlebnisse von Kindern und Jugendlichen unter den Nazis waren, so sehr sie sich durch die jeweiligen Lebensumstände unterschieden - im Dritten Reich und in den Konzentrationslagern, auf dem Land und in den vom Bombenkrieg zerstörten Städten, in Kriegsgefangenenlagern und in den großen Flüchtlingstrecks, haben sie doch gemeinsam, daß der Zweite Weltkrieg sie tief geprägt hat. In den letzten Jahren fanden die Schicksale der "Kriegskinder" in einer meist biografisch geprägten Literatur starke Beachtung (H. Lorenz, BA 1/04 und BA 6/05; S. Bode, BA 6/04). Kinder als Hauptbetroffene des NS-Angriffskriegs sind auch das Thema dieser außergewöhnlichen Studie eines jungen britischen Historikers. Konzentriert auf 4 Schwerpunkte, die von der Frühphase des Kriegs in Deutschland über den Vernichtungskrieg im Osten wieder in die späte Kriegszeit in Deutschland zurückführen und auch Nachkriegserfahrungen mit einbeziehen, spiegelt Stargardt die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse in einer Fülle oft ausführlich wiedergegebener kindlicher Erfahrungsberichte - Tagebücher, Briefe, Bilder uvm. Täter wie Opfer umfassend, macht sein Buch mit eindrucksvoller Spannbreite deutlich, wie der Krieg in das Leben der Kinder eingriff, wie er ihre Spiele veränderte, wie er sie zu Opfern von Gewalt machte. Mit seinem klaren, eingängigen Erzählstil und als Vertiefung von "Hitlers Kinder" (zuletzt BA 9/01) schon für ein breiteres (auch betroffenes) Publikum. Bibliografie, Register, Bildteil. (2) (Engelbrecht Boese)
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