Eindrucksvoller autobiografischer Bericht über die schwere Krankheit, die das Leben des Autors seit Kindheitstagen überschattete und über die Euphorie des Überlebens nach einer gelungenen Organtransplantation. (Ronald Schneider) Der Anruf kommt um kurz nach zwei. Ein Mann geht ans Telefon, und eine Stimme sagt: Wir haben eine Leber für Sie. Auf diesen Anruf hat er gewartet, diesen Anruf hat er gefürchtet, er muss sich nun entscheiden. Soll er den Schritt ins Ungewisse wagen, damit er weiter da ist für sein Kind? Er nimmt seine Tasche und lässt sich ins Berliner Virchow-Klinikum fahren Der Anruf kommt um kurz nach zwei. Ein junger, sterbenskranker Mann geht ans Telefon, und eine Stimme sagt: Wir haben ein passendes Spenderorgan für Sie. Auf diesen Anruf hat er gewartet, diesen Anruf hat er gefürchtet. Soll er es wagen, damit er weiter da ist für sein Kind? Er nimmt seine Tasche und läßt sich ins Berliner Virchow-Klinikum fahren. Von der Geschichte und Vorgeschichte dieser Organtransplantation handelt «Leben»: von den langen Tagen und Nächten im Kosmos Krankenhaus neben den wechselnden Bettnachbarn mit ihren Schicksalen und Beichten – einem Getränkehändler etwa, der heimlich seine Geliebte besucht, oder einem libanesischen Fleischer, der im Bürgerkrieg beide Brüder verlor. Beim Zuhören bemerkt er zum ersten Mal, daß auch er schon ein Leben hinter sich hat. Und da, in seinem weißen Raumschiff Krankenbett, unterwegs auf einer Reise durch Erinnerungs- und Sehnsuchtsräume, kreisen die Gedanken: Wen hat er geliebt? Für wen lohnt es sich zu leben? Und welcher Mensch ist gestorben, so daß er weiter leben kann, möglicherweise als ein anderer als zuvor? Gewinner des Leipziger Buchpreises 2013 in der Kategorie Belletristik. „Das Bett lässt sich verstellen. Ich kann die Liegefläche anheben und senken und Kopf- und Fußteil anwinkeln, aber ich darf es mir, denke ich, nicht zu bequem machen. Sonst will ich am Ende nicht mehr aufstehen.“ Die in Miniaturen erzählte und viel zu wahre Geschichte einer Organtransplantation (Platz 10 der SWR-Bestenliste März 2013)
|