Bald nach der Wende verbrachte Christa Wolf längere Zeit am Getty Center in Los Angeles. Weit im Westen, in einer fremden Welt, blickt sie auf ihr Leben im Osten des 1990 vereinigten Deutschland zurück, läßt Erinnerungen aufsteigen, die sie mitgeprägt haben, und nimmt mit allen Sinnen die neue Umgebung auf, die Menschen, die Landschaft am Rande des Pazifiks, das Leben in Kalifornien, in der Stadt der Emigranten, unter ihnen Bertolt Brecht, Thomas Mann und Lion Feuchtwanger. Drei Geschichten führen von diesem lebensgeschichtlichen Wendepunkt zu den Themen und Motiven, die Christa Wolf berühmt gemacht haben. In Santa Monica erinnert sie sich an die Leitbilder ihrer frühen Jahre, Seghers, Fürnberg, Bredel, Becher, an eine tragische Generation, die zwischen den Fronten zerrieben wurde. Wir finden jene Christa Wolf wieder, die in Nagelprobe Mustern ihrer Kindheit nachgeht, die Im Stein, der Erfahrung einer Operation, neue Wege für ihre Sprache sucht, eine Selbstbefragung, ungeschminkt und offen, die den anderen, die andere miteinbezieht. Und wir begegnen einer Erzählerin, die in zwei sehr persönlichen - ironisch-heiteren - Texten Auskunft gibt über das, was ihre Welt im Innersten zusammenhält.
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