Die Erfahrung von Fremdheit, die Begegnung mit unterschiedlichen Nationalitäten und widersprüchlichen Lebensentwürfen löst häufig Abwehr und Furcht aus. Wo Abgrenzung die Kommunikation ersetzt, ist – auch in Deutschland – der gesellschaftliche Zusammenhalt in Gefahr. Der Schriftsteller und Publizist Zafer Şenocak setzt gegen diese Angst eine bewusste, biografische Auseinandersetzung mit dem Fremden in uns selbst. Als Kind türkischer Mittelschichtseltern, die in Deutschland leben, wächst Şenocak mit den Sprachen, Literaturen, Ritualen und Geschichten zweier Länder auf. Eindeutige Identitätsangebote machen beide Kulturen nicht, weder die deutsche, in der er »der Türke« bleibt, noch die türkische: Şenocak erlebt durch seine politisch engagierte Mutter eine weltlich-moderne Intellektualität. Sein Vater dagegen verkörpert einen zwar kritischen, aber zutiefst spirituellen Islam, die Welt der Poesie und der Liebe zur Sprache. Pole, zwischen denen die türkische Gesellschaft weiterhin changiert. Zafer Şenocak beglaubigt mit seiner Person, dass aus solcher Vielfalt eine in sich heile, gefestigte Identität erwachsen kann. Zugleich fragt er weiter, was diese Beschäftigung mit den eigenen Herkunftsgeschichten zu einem differenzierten Bild von Integration beitragen kann. Şenocak begreift Diversität als menschliche Grunderfahrung, die man sich bewusst machen und akzeptieren muss, um zu einem modernen, partizipativen Verständnis von Gesellschaft zu gelangen. „Fehlentwicklungen zu vermeiden und zu verhindern, dafür sind auch Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Politikerinnen und Politiker, Künstlerinnen und Künstler, Handwerker und Intellektuelle mit und ohne Migrationshintergrund aufgefordert. Zafer Şenocak ist einer von ihnen! Es sind seine kraftvollen, eingängigen und überzeugenden Erzählungen, seine eindringlichen Fragen und seine Erfahrungen als einer, der interkulturell lebt und sich zu Hause weiß dort, wo er willkommen ist und ein gutes, gelingendes Leben führen kann. Dazu braucht es Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit von allen Seiten“ (socialnet.de)
|