Eine der bedeutenden deutschen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts, Christa Wolf, verstarb 82-jährig am 1.12.2011. Der Band enthält die Abschiedsworte der Weggefährten und Texte, die am Grab auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof und bei der Gedenkfeier in der Akademie der Künste gesprochen wurden. Volker Braun umreißt in seiner Totenrede das Spannungsfeld ihres Lebens und Werkes, das immer miteinander verwoben und vom gespaltenen Land geprägt war. Enkelin Jana Simon spricht mit Wärme vom Zuhause der Großeltern, zeichnet ein privates, heiteres Bild, einer sich um andere Sorgenden. Günter Grass kritisiert die Haltung westlicher Medien zu "Was bliebt?" (BA 10/90). Die abschließende Lesung aus ihrem letzten großen Werk "Stadt der Engel" (BA 8/10) klang mit der Stimme Christa Wolfs (vgl. IN 36/10) aus. Da die Gedenkworte der Redner (z.B. Ulla Berkéwicz, Daniela Dahn, Christoph Hein, Friedrich Schorlemmer, Ingo Schulze, Maria Sommer) mit vielen persönlichen Erinnerungen gepaart sind, ist dies eine authentische, gute Ergänzung zu Werk und Biografie (vgl. S. Hilzinger, BA 9/07; J. Magenau, BA 6/02). (3) (Eleonore Gottelt) Als Christa Wolf am 1. Dezember 2011 starb, wurde nicht nur um eine große Autorin getrauert, sondern auch um eine bemerkenswerte Frau. Der vorliegende Band versammelt die Reden von Weggefährten, Freunden und Kollegen wie Volker Braun, Daniela Dahn, Günter Grass, Christoph Hein und Friedrich Schorlemmer, die bei einer Gedenkfeier der Berliner Akademie der Künste sprachen. "Im Band „Wohin sind wir unterwegs", in dem die Gedenkreden an Christa Wolf von der Trauerfeier am Dorotheenstädtischen Friedhof sowie der öffentlichen Gedenkfeier in der Akademie der Künste in Berlin gesammelt sind, hätte man daher gehofft, die richtigen Worte zu lesen. Die Hoffnung erfüllt sich nur − oder zumindest? − teilweise. Neben Günter Grass hielten damals weitere langjährige Schriftstellerfreunde und Wegbegleiter Reden, wie z. B. Volker Braun, Daniela Dahn, Christopher Hein oder Friedrich Schorlemmer, aber auch "offizielle" Vertreter wie Klaus Wowereit (Regierender Bürgermeister von Berlin) und Tadeusz Jedrzejczak (Stadtpräsident des polnischen Gorzów Wielkopolski, d. i. Wolfs Geburtstadt, das frühere Landsberg an der Warthe), sowie Übersetzer ihrer Bücher ins Italienische und Französische. Sie sprachen dabei von der "engagierten Literatin" (Wowereit), dem "neuen Ton", den Wolf in die deutsche Literatur brachte (Hein) und von ihrem "wunderbaren, souveränen Vermächtnis", dem Roman "Stadt der Engel", in das sie in ihren letzten Jahren all ihre "verbliebene Kraft" gesteckt hatte (Dahn). Sie sprachen aber auch von den ganz persönlichen Begegnungen mit der Autorin. Allen voran ihre Enkelin Jana Simon, die in einer anrührenden Rede dem "überernsten Bild", das in der Öffentlichkeit von Christa Wolf gezeichnet wurde, den Witz und die Selbstironie ihrer Großmutter entgegenstellte - einer Großmutter, die einen Hang zu trivialen Fernsehserien gehabt und gut gemixte Margaritas geschätzt habe" (literaturkritik.de)
|