Die türkische Regierung baut im Euphratgebiet eine gigantische Staudammanlage, die der Region neue Entwicklungsmöglichkeiten bringen soll, die aber mit der Überflutung von alten Städten und Dörfern und der Vertreibung der dort lebenden Menschen und dem Untergang ihrer Kultur verbunden ist. Vor diesem Hintergrund erzählt Saliha Scheinhardt von der Bedrohung, aber auch vom Widerstand der Betroffenen. Ein spannender Roman, anschaulich, einfühlsam und sensibel geschrieben in einer bilderreichen, poetischen Sprache. Ein nachdenklich stimmendes Lesevergnügen. Leidenschaftlich erzählt Saliha Scheinhardt vom Schicksal der vom Staudammbau betroffenen Menschen. Da sind die alten Frauen, die aus ihrem in der Tradition verhafteten Leben herausgerissen werden und einer ungewissen Zukunft entgegensehen. Da ist die von den Militärs gefolterte und ins Ausland geflohene Frau, die Jahre später auf der Suche nach den Orten ihrer Kindheit mit den Menschen am Euphrat und ihrem Widerstand konfrontiert wird und die dort ihre eigene Kindheit und Jugend noch einmal durchlebt. Da ist die Geschichte eines widerständigen Lehrers, der über Macht und Ohnmacht, über Zivilisation und Barbarei nachdenkt und die Menschen zu verändern versucht. All das fügt sich zum Bild einer untergehenden Kultur in einer Region, die von einer mehr als zweitausendjährigen Geschichte geprägt ist. Eingeblendet werden die Lebensgeschichten vieler anderer Menschen, insbesondere die von widerständigen Frauen. Es geht um die Zeiten der Militärdiktaturen, um Unterwerfung und Auflehnung, um Liebe und Tod, um unterschiedlichste, ineinander verwobene Lebensschicksale, um mythische Erzählungen und um geschichtliche Rückblicke und Erinnerungen.
|