Schreiben im Terrordrom
Gewaltcodierung, kulturelle Erinnerung und das Bedingungsverhältnis zwischen Literatur und RAF-Terrorismus
Der auffällige Hang zu Körperkult und Authentizität in der Kunst- und Literaturszene der siebziger Jahre trifft sich mit der blutigen Körperpolitik der RAF. Die sadistischen Höhepunkte fanden nicht nur auf deutschen Straßen statt, sondern wurden mit...
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Der auffällige Hang zu Körperkult und Authentizität in der Kunst- und Literaturszene der siebziger Jahre trifft sich mit der blutigen Körperpolitik der RAF. Die sadistischen Höhepunkte fanden nicht nur auf deutschen Straßen statt, sondern wurden mit ähnlicher Radikalität Kunst und Kultur praktiziert: in der Rezeption der britischen Punkbewegung, in den Zerfleischungsritualen der Aktionskunst, beim Zerstückeln von Textkörpern - etwa in den Collagen von Rolf Dieter Brinkmann -, und mit der virtuosen Kunst des Masochismus in Bernward Vespers Romanessay Die Reise. Körperlichkeit wird in Schreiben im Terrordrom als einer der ausdruckvollsten Schnittpunkte im Beziehungsgeflecht der Diskurse der Literatur und des Terrorismus ermittelt. Inzwischen ist der RAF-Terrorismus einerseits Teil des kulturellen Gedächtnisses und wird andererseits einer rückhaltlosen Vermarktung preisgegeben. In Tagebuchnotizen und HipHop-Songs, in Romanen, auf der Leinwand und auf den deutschen Bühnen werden die toten Agenten des Terrors in fiktionaler Gestalt zum Leben erweckt, vereinzelt als Popidole oder Repräsentanten der Modeindustrie in Szene gesetzt. Diese Erinnerungsexplosion der neunziger Jahre hat es jedoch gleichzeitig geschafft, so eine der Pointen dieser Studie, den Versuch einer - bisher noch ausstehenden - ernsthaften Bewältigung des Phänomens zu initiieren.
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Schreiben im Terrordrom
Gewaltcodierung, kulturelle Erinnerung und das Bedingungsverhältnis zwischen Literatur und RAF-Terrorismus
Der auffällige Hang zu Körperkult und Authentizität in der Kunst- und Literaturszene der siebziger Jahre trifft sich mit der blutigen Körperpolitik der RAF. Die sadistischen Höhepunkte fanden nicht nur auf deutschen Straßen statt, sondern wurden mit...
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Der auffällige Hang zu Körperkult und Authentizität in der Kunst- und Literaturszene der siebziger Jahre trifft sich mit der blutigen Körperpolitik der RAF. Die sadistischen Höhepunkte fanden nicht nur auf deutschen Straßen statt, sondern wurden mit ähnlicher Radikalität Kunst und Kultur praktiziert: in der Rezeption der britischen Punkbewegung, in den Zerfleischungsritualen der Aktionskunst, beim Zerstückeln von Textkörpern - etwa in den Collagen von Rolf Dieter Brinkmann -, und mit der virtuosen Kunst des Masochismus in Bernward Vespers Romanessay Die Reise. Körperlichkeit wird in Schreiben im Terrordrom als einer der ausdruckvollsten Schnittpunkte im Beziehungsgeflecht der Diskurse der Literatur und des Terrorismus ermittelt. Inzwischen ist der RAF-Terrorismus einerseits Teil des kulturellen Gedächtnisses und wird andererseits einer rückhaltlosen Vermarktung preisgegeben. In Tagebuchnotizen und HipHop-Songs, in Romanen, auf der Leinwand und auf den deutschen Bühnen werden die toten Agenten des Terrors in fiktionaler Gestalt zum Leben erweckt, vereinzelt als Popidole oder Repräsentanten der Modeindustrie in Szene gesetzt. Diese Erinnerungsexplosion der neunziger Jahre hat es jedoch gleichzeitig geschafft, so eine der Pointen dieser Studie, den Versuch einer - bisher noch ausstehenden - ernsthaften Bewältigung des Phänomens zu initiieren.
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