Der Essay, so die wohlwollende und gern zitierte Einschätzung Adornos, rangiere >unter den Allotria<. Als >Allotria< will F. W. Bernstein mit Bezug auf das Zentralgestirn der Frankfurter Schule die hier versammelten, zum großen Teil unveröffentlichten Aufsätze gern verstanden wissen. Wenn man als herausragendes Charakteristikum dieser in Deutschland leider wenig kultivierten Gattung das sich keinen festen Kategorien und Disziplinen unterwerfende Betrachten von Phänomenen unterstellt, so dürfen Bernsteins Prosatexte als exemplarisch gelten. >High< und >Low<, >E< und >U< werden durcheinandergewirbelt: Und das in jener spielerischen, hintersinnig-formstrengen und ironischklassischen Weise, die dem Mitglied der mittlerweile zum Stilbegriff gewordenen >Neuen Frankfurter Schule< eigen ist. Ist Wilhelm Busch der bessere Wagner, der Meister von Bayreuth allenfalls ein Busch auf dem Grünen Hügel, Rudolf Moshammer der Idealtypus einer neuen Zivilgesellschaft? - Fragen, die F. W. Bernstein natürlich auch deshalb bewegen, weil er, eine klassische Doppelbegabung, nicht nur Schriftsteller, sondern auch Karikaturist ist. In dieser schöpferischen Grauzone kommt er seiner selbstauferlegten Pflicht als Sozialforscher nach, registriert Details und sammelt feine Unterschiede. Ganz gleich, wohin sein Blick fällt, nimmt F. W. Bernstein die Rolle des Essayisten an und erschließt dem Leser literarische Bereiche, die das gängige Raster von Kunst und Schund nicht erfaßt: die Poetik von Straßentexten, die Ikonographie von Karikaturen und Comics. Er hat damit seit Jahrzehnten die bundesdeutsche Literatur um >anmutigere, formschönere und lebensaufhellendere Erzeugnisse< (E. Henscheid) bereichert als viele ihrer lorbeerbekränzten, kanonisierten Repräsentanten. Aus dem Inhalt: Überlebensgroß Napoleon Ich habe gelesen... Straßentexte, mehrmals revisited Über Theodor Kramer War Wilhelm Busch der bessere Wagner? Deutsches Papiertheater Komik in Zeichnerei und in Gemälden Reise in die innere Mongolei: apokalyptische Karikaturen Über Graphik, Gritik und Gomik Restbestände einer höheren Tochter
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