In einer der zahlreichen Würdigungen anlässlich seines Todes hat man mit Recht bemerkt, Walter Bauer sei unter den zeitgenössischen Schriftstellern "zu einer unaustauschbaren Erscheinung" geworden und lasse sich im Gegensatz zu vielen seiner Dichterkollegen in keine literarische Richtung einordnen. Als literarischer Einzelgänger gehörte er im goethischen Sinne zu keiner "Innung", sondern zu einer "Gesinnung", die ihn sein Leben lang motivierte, mit seiner Arbeit einen Beitrag zur Vermenschlichung der Welt zu geben. Seit den ersten hymnischen Versen bis zu seinem letzten literarischen Schaffen war er Stimme für die, die nicht sprechen können, für die Machtlosen, Leidenden und Unterdrückten. Sein Werk bezeugt sein unbändiges Verlangen nach Menschlichkeit und Menschenwürde. Seine Ablehnung von Krieg und Gewalt, sein ungebrochener Glaube an die Möglichkeit globaler Gerechtigkeit und friedlichen Zusammenlebens unter den Völkern nehmen gerade in unserer durch militärische Konflikte und Terrorismus bedrohten Zeit an Bedeutung zu. Erstmals liegt eine umfassende Beschreibung des Wirkens und des Werkes Walter Bauers vor, die hochinteressante Einblicke in Motivationen und Lebensstationen dieses bedeutenden deutschsprachigen Autors des 20. Jahrhunderts gewährt. Günter Hess, Walter Bauers literarischer Nachlassverwalter, ist Professor Emeritus an der University of Western Ontario [London, Kanada], wo er deutsche Sprache und Literatur lehrte. Der gebürtige Duisburger wanderte als junger Mann nach Kanada aus. Nach seinem Studium an der University of Toronto promovierte er dort über Goethe.
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