Mit über 40 Predigten ist Meister Eckhart in zwei ostschwäbischen Handschriften aus dem 15. Jahrhundert vertreten. Dabei handelt es sich um Zwillingshandschriften, die nicht nur in den Klöstern, denen sie angehörten, auf Interesse stießen, sondern auch Forschern für Abdrucke und Editionen als Grundlage dienten. Allerdings war der Blick bei den bisherigen Projekten streng auf die einzelnen Predigten gerichtet, sodass die Handschriften in ihrer Gesamtheit noch nicht gewürdigt werden konnten. In einem ersten Teil ist die Geschichte beider Handschriften zu rekonstruieren. Im Zentrum der Untersuchungen stehen das Umfeld, in dem sie entstanden sind, und die Klöster, in denen sie gelesen wurden. Der Schwerpunkt des zweiten Teils liegt auf den Handschriften selbst. Im Hinblick auf ihre inhaltliche Zusammenstellung und spätere redaktionelle Eingriffe werden folgende Fragen erörtert: Welche Absicht könnte der Schreiber bei der Erstellung der Sammlung gehabt haben, welche Texte waren für die Rezipienten wichtig, und welche Aufmerksamkeit gebührte dabei den Eckhart-Predigten? Insbesondere sind die Handschriften vor dem Horizont der Ordensreform in dieser Zeit sowie der Verbreitung geistlicher Literatur durch den Weltklerus und reformgesinnter Laien zu sehen.
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