Georg Büchners Dramen sind Schau-Spiele, denen die Spuren des Theaters eingeschrieben sind und die dieses selbst – als Medium – in den Blick rücken. Dabei sieht sich der Zuschauer einer impliziten Dramaturgie ausgesetzt, als deren Subjekt und Objekt er gleichermaßen erscheint. Büchners Theater kennzeichnet ein geometrischer Abbildungsdiskurs (Roland Barthes), der auf der Ausschnitthaftigkeit von Welt und Bühne beruht. Ausgehend von dieser Prämisse verfolgt die vorliegende Untersuchung das Projekt einer Dramaturgie als Geometrie. Prägender Gedanke ist der Körper des Schauspielers und seine Aktionen im Bild-Raum der Bühne. Den Schwerpunkt der Betrachtungen bildet Danton's Tod , Dreh- und Angelpunkt sind hier die Fenster- und Guillotine-Szenen, die einen symbolischen Verweiszusammenhang kennzeichnen, der sich auf die theatrale Kommunikationssituation beziehen lässt. Leitend ist dabei der Gedanke einer dramaturgischen Vermessung von Spiel, Körper und Raum im Kontext der Guckkastenbühne und des eng an sie gekoppelten Dispositivs der vierten Wand. In Büchners Revolutionsdrama markieren Fenster, Guillotine und das Guckkastenfenster der Bühne schließlich eine assoziationsträchtige Schnittfläche im Verhältnis des Zuschauers zum theatralen Spiel. Mit seiner Behandlung der Bühne als Bildfläche und -raum kann Danton's Tod als dramaturgisches Modell Leonce und Lena sowie Woyzeck (kontrastierend) gegenübergestellt werden. Im Ganzen unternimmt die Arbeit eine Verortung der Schauspiele Büchners im Kontext der Guckkastenbühne und dem mit ihr und der vierten Wand etablierten Wahrnehmungsprogramm. Alle drei Texte werfen dezidiert die Frage nach den Möglichkeiten szenischer Bild- und Raumgestaltungen auf, der in einem Bild-Raum situierten körperlich-gestischen Aktionen von Schauspielern in Bezug auf den Zuschauer und seine Wahrnehmung. Der Rezipient wird derart zur Stellungnahme und (Selbst-)Positionierung gegenüber dem Dargestellten gezwungen. Die Einstellung des Publikums gegenüber dem Spiel, im Sinne einer durch einen ...
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