Ada beobachtet Paare, die auf dem Weg zur Therapiesitzung durch ihren Innenhof laufen. Was hält diese Paare zusammen, fragt sie sich. Ihr Ex-Mann Farid hat schon längst ein neues Leben begonnen, während sie wahllos Männer mit nach Hause nimmt, um ihre berufliche Zukunft als Kamerafrau bangt und ihrer gar zu vernünftigen Tochter Fanny insgeheim die Schuld an allem gibt. Doch dann will Adas Schwägerin Sira vor Beginn des Studiums noch einmal ihre Familie in Kairo besuchen und gerät dabei unversehens in die Arabische Revolution. Annika Reich schreibt über zwei eigensinnige Frauen, die mitten im Leben stehen – bis sie auch noch gezwungen werden, an der Weltgeschichte teilzunehmen. „Annika Reich erzählt beinahe schwerelos, ihre Sprache ist von schöner Beweglichkeit, ihre stilistischen Sprünge sind (selbst)sicher ausgeführt, Zäsuren und Schnitte verwirren nicht, sorgen vielmehr für einen guten Erzählrhythmus, dem man sich gerne anvertraut. Und so ist Annika Reich ein vielschichtiges Porträt der Dreißig- bis Vierzigjährigen gelungen, die einerseits über einen großen Freiheitsraum verfügen, die aber andererseits in prekären Situationen leben, sowohl finanziell wie auch emotional. Ihr Roman über die Liebe, übers Zusammensein und Alleinsein, über Hoffnungen und Ängste, über Annäherungen und Trennungen (wie auch übers Älterwerden) handelt in einer tieferen Schicht von der Dialektik der Moderne, von den Gewinnen und Verlusten, die sie produziert. Annika Reichs zunächst so leicht daherkommender, hell leuchtender Roman hat – was man erst nach einiger Zeit merkt – auch seine dunklen, abgründigen Seiten. Beides fast unmerklich miteinander zu verbinden und ineinander zu spiegeln – das ist Annika Reich auf bemerkenswerte Weise gelungen“ (kulturradio.de)
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