Liebe und Begehren zwischen Frauen sind Themen der deutschsprachigen Literatur, deren Gestaltung sich zwischen 1750 und 1850 stark verändert. Belegt wird diese These an Hand zahlreicher Einzelanalysen literarischer Texte, die, – nach einer sozialhistorischen Einführung zur weiblichem ›Homosexualität‹ im 18. und 19. Jahrhundert – mit Hilfe von Frageansätzen und Methoden aus der feministischen Literaturwissenschaft, den Gender Studies, der Queer Theory, Close Reading und der historischen Diskursanalyse zum Sprechen gebracht werden. Im 18. Jahrhundert beteiligen sich auch Frauen am Brief- und Freundschaftskult, der Liebesbeteuerungen zwischen Angehörigen des gleichen Geschlechts ermöglicht. Luise Gottscheds Briefe an ihre Freundin sprechen offen von Liebe, Leidenschaft und Begehren, und Anna Louisa Karsch bekennt sich 1775 freimütig zu ihrer Liebe à la Sappho. Da Ehe, Liebe und Begehren noch nicht notwendigerweise zusammengehören, bietet die arrangierte Vernunftehe Frauen, die Frauen lieben, beträchtlichen Spielraum. Um 1800 intimisiert sich die traditionelle Ehe und, als Reaktion, auch die Frauenliebe, die allmählich als exklusiv verstanden wird. Caroline Fischer formuliert in Die Honigmonathe (1802) den Frauenbund als radikale Utopie, Friederike Helene Unger lässt ihn in Bekenntnisse einer schönen Seele (1806) Romanwirklichkeit werden. Auch in Therese Hubers Roman Die Ehelosen (1829) sowie in Die Günderode (1840) und Clemens Brentano’s Frühlingskranz (1844) von Bettine von Arnim schließt die Frauenbeziehung die Ehe mit einem Mann aus. Damit jedoch stehen frauenliebende Heldinnen quer zu gesellschaftlichen Erwartungshaltungen, wie die Texte selbst problematisieren. Die gesellschaftliche Ausgrenzung der Frauenliebe wird literarisch sichtbar in der Bedeutung, die der Subtext und bewusste Mehrdeutigkeiten in Werken über die Frauenliebe ab 1800 gewinnen, etwa in Amalie von Imhofs Die Schwestern von Lesbos (1800) oder Franz Grillparzers Sappho (1818). Annette von Droste-Hülshoff schließlich bearbeitet ihre von ...
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