Annas Mutter ist anders. Von der Natur mit einer Hochbegabung gesegnet und mit einem ehemaligen Wehrmachtsoffizier als Vater gestraft, verbringt sie ihr Leben damit, das zu tun, was andere für sie vorgesehen haben. Sie lernt, dass Stolz, eiserne Disziplin und absolutes Durchhaltevermögen im Leben, zumindest in dem ihres Vaters, alles bedeuten. Von ihrem Vater gedrillt und von ihrer Mutter in Watte gepackt, verbringt sie ihr Leben in Einsamkeit. Dann trifft sie Arno, der sie mit seiner Liebe überrennt und sie statt ihrer Eltern bevormundet. Eine Affäre lässt die junge Frau schließlich aus ihrem Käfig ausbrechen. Erst auf dem Sterbebett erzählt die Mutter Anna ihre Lebensgeschichte. (Mareike Liedmann) "Meine Mutter war sehr hässlich. Alles andere hätte mein Großvater ihr nie erlaubt." Dass die Mutter der Erzählerin ein Wunderkind ist, das steht schon vor ihrer Geburt fest - mehr Wunder als Kind, denn von der Kindheit hält der Großvater fast noch weniger als von der Schönheit. Beides steht ihm nur im Weg bei dem Plan, mit seiner Tochter und dem Modegeschäft das zu schaffen, was ihm als Wehrmachtsoffizier nicht mehr gelungen ist: die Welt zu erobern. Gefühle gewöhnt er ihr dabei vorsorglich ab. Hochintelligent, hochbegabt und nur ganz heimlich hochgradig einsam, ist die Mutter auf dem besten Weg, genau das Leben zu führen, das er sich für sie ausgedacht hat - als die Liebe mit einem Mal doch zuschlägt, und das mit einer solchen Wucht, dass die Mutter ein halbes Leben braucht, um sich davon zu erholen. „Neben klaren, markanten Sätzen, die ihr offenbar liegen, beeindruckt Sarah Strickers Debüt durch die Souveränität, mit der hier scheinbar draufloserzählt wird. Der Kunstgriff, die Rollen von Mutter und Tochter in jeder Hinsicht zu vertauschen, erweist sich als verblüffend tragfähig und sorgt nicht nur für Komik und Leichtigkeit, sondern auch für Aufrichtigkeit. Eine fairere Chronistin als diese Tochter kann sich keine Mutter wünschen“ (FAZ)
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