1938 geboren, in einer Almhütte gezeugt, beschreibt Widmer in drei Kapiteln die ersten dreißig Jahre seines Lebens. Die letzten Jahre des Krieges und die ersten des Nachkriegs erlebt er noch bewusst mit. Hatte man bisher von der Schweiz den Eindruck eines Landes in Frieden abseits der großen Kriegsunruhen, so wird man hier eines Besseren belehrt. Es gab Rationierungen, Kriegsangst und Verdunklung wie in vielen anderen Ländern, die rund um die Schweiz gelagert sind. Es gab den Schock des Holocausts und den Hunger und die Kälte der Nachkriegsjahre. Schlimmer sind jedoch die endlosen Streitigkeiten der Eltern, die in dem Kind Ängste auslösen. (Cornelia Jetter) Kein Schriftsteller, der bei Trost ist, schreibt eine Autobiographie«, lautet der erste Satz. Urs Widmer hat die eigene Warnung in den Wind geschlagen und ein großartiges Erinnerungsbuch verfasst. Mit dreißig begann sein Leben als Schriftsteller. Die Zeit davor bildet das Fundament seines Werks, und ihr ist dieses Buch gewidmet, den Fakten und Erinnerungen, wie es »tatsächlich« war. Eine persönliche Geschichte aus den für die Weltgeschichte so entscheidenden Jahren 1938-1968. Das Besondere dieser Autobiographie: Sie hört da auf, wo andere gewöhnlich anfangen. Urs Widmers Jahre als Kind, als junger Mann, als Student, als Lektor. Elternhaus, Freunde, die ersten Lieben, seine Frau May. Familiengeschichten und Familienmythen. Die Schule, die Lehrer. Die Ferien, die Reisen. Basel, Montpellier, Griechenland, Paris. Banales wie Dramatisches in einer Zeit, in der Geschichte geschrieben wurde: der Zweite Weltkrieg, der Kalte Krieg, die sechziger Jahre. Und immer wieder die Eltern, die großen Schatten in seinem Werk. Auch wenn diese Erinnerungen oft von Tragischem handeln, ihre Vitalität und Anschaulichkeit sind unübertrefflich. Nominiert für die Longlist des Deutschen Buchpreises 2013
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