Selbstkritisch bekundet der emeritierte Professor für Osteuropäische Geschichte (zuletzt "Grenzland Europa", ID-B 49/13), wie schon in seinem Beitrag in "Testfall Ukraine" (ID-B 19/15), durch den Fokus auf Russland, das "Grenzland", wie die Ukraine übersetzt heißt, vernachlässigt zu haben. "Die sogenannte Ukraine-Krise ist zuerst eine Russland-Krise", konstatiert er. Sein Buch will nicht die Geschichte der Ukraine darstellen noch aktuelle Ereignisse kommentieren. Um die Eigenart und Kultur des Landes zu zeigen, lädt Schlögel zu verschiedenen Städtereisen ein, wie z. B. nach Kiew, Odessa, Donezk, Lemberg u.a. Leider sind nicht alle Beiträge aktuellen Datums. Ein interessantes und aufschlussreiches Städtepotpourri zum besseren Verständnis dieses Landes. Auffallend ist der häufige Gebrauch von Anglizismen. Einsetzbar vor dem Titel von Ute Schaeffer (ID-G 13/15) und Kerstin S. Jobst (ID-G 28/15) und neben "Testfall Ukraine" und der Darstellung von Reinhard Lauterbach (ID-A 25/15). (2) (Ulrich Kühne) Was macht die Ukraine aus? Mit dem Krieg ist auch eine Kontroverse über die politische und kulturelle Eigenständigkeit des Landes ausgebrochen. Seit vielen Jahren ist Karl Schlögel in der Ukraine unterwegs, noch in jüngster Zeit hat er Reisen dorthin unternommen. Lemberg, Odessa, Czernowitz, Kiew, Charkiw, Donezk und Dnipropetrowsk: All diese Namen stehen für einst blühende Städte, für eine Kultur von eigenem Rang. Der Westen hat sie viel zu lange ignoriert, auch das ermunterte Putin zu seiner Expansionspolitik. 70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs sind in Europa wieder Städte von der Auslöschung bedroht. In solchen Zeiten führen Karl Schlögels Städtebilder vor Augen, was gar nicht fern von uns auf dem Spiel steht. Wer wirklich wissen will, was in Europa gerade passiert, muss auf die Städte der Ukraine schauen
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