Die neue Erzählung Alissa Walsers, Tochter Martin Walsers, besteht aus 8 einzelnen Geschichten, die motivisch eng miteinander verwoben sind und in denen immer neu die Frage weiblicher Identität in wechselnden Beziehungskonstellationen gestellt wird. (Ronald Schneider) Ob vier Menschen in Brooklyn versuchen, Weihnachten mit einem verstimmten Klavier zu feiern, oder eine Frau den Mann, den sie begehrt, ins Pornokino schickt (IBM) Alissa Walser ist eine Meisterin der Kurzform, der Tiefenvirtuosität, der Raffinesse beim Ausleuchten des Alltäglichen, das sie zu Sätzen, zu Texten und Bildern verwebt, die nicht blenden, sondern den Blick erhellen In diesen Erzählungen schildert A. Walser Menschen, die sich nach Beziehungen sehnen, erotische Begegnungen, die nur vordergründig Zusammengehörigkeit erzeugen. Meisterhaft beschreibt sie das emotionale Gefüge zwischen Frauen und Männern, Unschärfen, Schwebezustände, unklare Gefühlslagen. "‘Immer ich‘ ist gebaut wie ein verspiegeltes Labyrinth. Man betritt eine Geschichte, landet aber plötzlich im Leben einer Figur aus einer anderen Geschichte, die wiederum ein völlig neues Licht auf die vorherige Geschichte wirft. Männer und Frauen, mit oder ohne Kind oder Kunstprojekt, selten auf Dauer liiert, eher suchend, sich begegnend und bald schon wieder melancholisch auseinanderdriftend. "Manchmal ist man zusammen und froh, oder man hält es aus, und es passiert was, und das hält man nicht aus. Und bleibt. Dann geht man. Kommt wieder. Haut ab." Und weil wir beim Lesen in derart verspiegelten Kammern uns selbst nicht völlig ausblenden können, schieben sich diese Fremd- und Selbstbilder permanent übereinander: mannshohe Figuren im Senkrechtformat, wie sie leichtfüßig, aber grübelnd die Orte wechseln, Galerien, Bahnhöfe, Schwimmbäder, Wohnzimmer. Oder Gesicht über Gesicht, bis wir ihr Denken hören können. "Für Mona ist ein Rätsel erst dann gelöst, wenn es zu einem nächsten Rätsel geführt hat." Das erklärt recht gut Konzept wie Charme dieser chimärenhaften Prosa“ (FAZ)
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