Helmut Sturm: "Affe, Elch & Co" Es gibt Erzählungen, die eine Lebenskraft enthalten, die wir immer wieder brauchen. Einen Ausblick, eine Hoffnung, dass es weiter geht in bedrohlicher Lage, stellen uns die Geschichten von der Flut vor Augen. Wir finden sie in vielen Kulturen, etwa in den heiligen Veden Indiens, bei den Mayas in Südamerika und eben auch in der uns vertrauten Bibel. Es sind Erzählungen aus archaischen Zeiten, in denen Himmel und Erde noch ganz unproblematisch verbunden erscheinen. Angeregt die Sintflutgeschichte mit meinen Schülerinnen und Schülern neu zu buchstabieren, hat mich ein kurzer Abschnitt in Raoul Schrotts umfangreichem Roman "Tristan da Cunha", in dem er dieses alte Motiv aufgreift, und ein Büchlein, das ich vor einigen Jahren von Freunden geschenkt bekam, die englische Übersetzung von Carmen Bernos de Gasztolds französischem Klassiker "Choral de Bétes". Schrott bestärkte mich in meiner Ansicht, dass es sich um ein aktuelles Thema handelt, und an De Gasztold faszinierte mich die Idee, die Geschichte aus anderen Perspektiven zu sehen. Wenn sich Teenager mit der Erzählung aus der Genesis beschäftigen, ist das unter heutigen Bedingungen zum Glück eine Auseinandersetzung mit einer noch unerfahrenen Möglichkeit, die das Leben bereithalten kann, nämlich dem Zustand äußerster Bedrohung. So sind die Berichte aus der Arche eher sonnig und humorvoll und fangen den Ernst der Lage nicht ganz ein. Deutlich werden aber jugendlicher Optimismus und grundsätzliches Vertrauen in eine gute Zukunft. Etwas, das gerade die biblische Variante des Berichtes auch vermitteln will. Besonders gefreut habe ich mich über das hohe Maß an Einfühlungsvermögen, das die Gebete zum Ausdruck bringen. Diese Empathie sollte, gerade weil sie nicht selbstverständlich ist, durch das Sich-Hineinversetzen in die Tiere auch gefördert werden. Die Sintflut war lange vor dem Turmbau zu Babel und doch gab es schon auf der Arche verschiedene Sprachen. Was es noch nicht gab, war, dass man sich deshalb nicht verstand. So haben wir in unser kleines Buch auch einige Übersetzungen aus dem Englischen von Gebeten Carmen Bernos de Gasztolds aufgenommen. Die Sprachenvielfalt auf der Arche war (wie sie es in der Klasse ist) eine Bereicherung. Ludwig Wittgenstein, ein Schüler der Fadingerschule, sagt, dass die Grenzen meiner Sprache, die Grenzen meiner Welt bedeuten - in diesem Sinne schenken uns die Übersetzungen Zugang zu neuen Horizonten und einer weiteren Welt. Schließlich möchte ich noch den Schülerinnen und Schülern der 2C für ihre Beiträge und auch ihre Begeisterung danken. Dank sagen darf ich auch den Sponsoren, ohne die das Projekt nicht möglich gewesen wäre, Herrn Wolfgang Maxlmoser, dem Leiter unseres Verlages Edition Innsalz, und natürlich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die durch den Kauf dieses Buches für uns ein finanzielles Desaster verhindern. Viel Freude beim Lesen!
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