Die Erzählung Mignon – zwischen 1939 und 1944 entstanden und 1947 posthum veröffentlicht – ist ein bislang unterschätztes Zeugnis für Gerhart Hauptmanns Goethe-Rezeption. Die vorliegende Studie rekonstruiert zunächst die Entstehungsgeschichte des Werks und legt eine Interpretation vor, die vor allem das Spannungsfeld von intertextuellen und autobiographischen Bezügen berücksichtigt. Von den Entwurfsnotizen und der ersten Niederschrift, der sogenannten 'Stresa-Novelle', bis zur Endfassung ändert sich die Konzeption gravierend. Die Erzählung, die als „Biographie einer Geistererscheinung“ noch ganz im Zeichen Goethes steht, wandelt sich zu einer Liebesgeschichte über ein Artistenmädchen, in dem der Erzähler eine Wiedergeburt der Goetheschen Mignon erkennen will. Um diesen Konzeptionswandel zu illustrieren, wird die Interpretation ergänzt um einen umfangreichen annotierten Materialienteil, u. a. mit Entwurfsnotizen, der vollständigen, aus dem Hauptmann-Nachlaß edierten 'Stresa-Novelle', Auszügen aus Briefen sowie zeitgenössischen Rezensionen als Dokumenten zur Wirkung. [Die elektronische Ausgabe von 2017 enthält den Buchblock (S. 5-254) der Originalausgabe und ist ergänzt um eine Vorrede und Korrigenda.]
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