Die Thematik der Kasteiung des Fleisches evoziert Bilder von Flagellanten, Büßern, schmerzverzerrten Körpern und von unterschiedlichen asketischen Praktiken wie Fasten, Beten und körperlicher Züchtigung, welche besonders im Mittelalter in einem direkten Verhältnis zu Martyrium, Heiligkeit oder Erlösung stehen. Aber nicht nur die religiösen Diskurse verbreiteten dieses Ideal, sondern es wurde – wie diese Arbeit zu zeigen versucht – auch in den höfischen Romanen rezipiert. Der Körper fungiert in diesem Kontext als Schauplatz ritueller Handlungen, die auf sprachlicher Ebene literarisch inszeniert werden. Die hier vorliegende Untersuchung unternimmt es zu zeigen, dass die Begriffe ,Körper‘ und ,Ritual‘ als Analysekategorien eine wichtige Rolle für die literarische Inszenierung der Kasteiung des Fleisches spielen. Deshalb zeigt diese Arbeit den Dialog zwischen Literaturwissenschaft und Ritualtheorien aus kulturwissenschaftlicher Perspektive. Ausgehend von der Kategorie des Körpers wird eine vergleichende Analyse ausgewählter Figuren durchgeführt sowie eine Typologie der Kasteiung in den Werken Hartmanns von Aue (Der arme Heinrich, Gregorius) und Wolframs von Eschenbach (Parzival) erstellt. Im Mittelpunkt der Analyse stehen dabei die Fragen nach der Konzeption der Kasteiung des Fleisches und ihrer Darstellung besonders auch in Hinblick auf das Konzept der Liminalität sowie nach einer möglichen Analogie zwischen den in den Texten präsentierten höfischen Körpern und den religiösen Diskursen. ; The mortification of the flesh in the Middle Ages evokes images of flagellation, penitents, bodies in pain and various ascetic practices of fasting, praying and corporal punishment which were directly related to the concepts of martyrdom, sanctity and redemption. The present study seeks to demonstrate that such an ideal was propagated not only through religious discourse, but also through its incorporation in courtly romances. In this context, the body functions as a ritual space, the portrayal of which is achieved through speech acts. The research presented here argues that the concepts of ‘body’ and ‘ritual’ as analytical categories play an important role in literary productions of the mortification of the flesh. Therefore, this work discusses the interplay between literature and ritual theories from a cultural perspective. Basing itself upon the category of the ‘body’, this study proposes a comparative analysis of selected figures to create a typology of mortification with recourse to the works of Hartmann von Aue (Der arme Heinrich, Gregorius) and Wolfram von Eschenbach (Parzival). The emphasis of the analysis is on the liminal conceptualization and representation of mortification as well as on the analogous treatment of courtly bodies and religious discourse in these literary works.
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