Aus Essays, Glossen und Totengesprächen zusammengsetzter dokumentarischer Roman über die querköpfige Familie Hammerstein: der Vater Heereschef bis 1934 und Verächter Hitlers, die Töchter Kommunistinnen, die Söhne im Widerstand des 20. Juli 1944. (Engelbrecht Boese) Die Hammersteins sind eine Familie, in der sich die Brüche der deutschen Geschichte spiegeln. Der Vater, bis 1934 Chef der Heeresleitung, war Gegner Hitlers, fand aber nie zum Widerstand. Die Töchter, mit Kommunisten verheiratet, spionierten für die Komintern, die Söhne waren am Attentat des 20. Juli beteiligt. Aus solch reichem Stoff hat Schriftsteller Enzensberger (zuletzt BA 9/06) keine Biografie im herkömmlichen Sinn gemacht, auch keinen gradlinig erzählten Roman, sondern mit einer Mixtur aus Totengesprächen, kurzen Texten und erläuternden Glossen ein veritables Stück Dokumentarliteratur gefertigt, das dank vielfältigen Medienechos sogleich in die Bestsellerlisten aufgestiegen ist. Enzensberger hat in Literatur und Archiven recherchiert, er bietet Material an, vertieft mit Hintergrundwissen, erinnert sich, dichtet weiter, wo die Fakten versiegen, und eröffnet dem kombinationsbegabten Leser so ein in viele Facetten aufgesplittertes biografisches Puzzle, aus dem sich das Bild einer Familie von Querköpfen zusammensetzt, die für ihren Widerspruchsgeist einen hohen Preis bezahlten. (2) (Engelbrecht Boese)
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