Analysing a novelette by G. Grass, the author points out a recent tendency of German literature on World War II. Several new books on this subject focalize, not on guilt, but rather on the suffering of German population. Grass's text shows a particular respect for historical facts and allows the reader to easily distinguish between factual and fictional elements. In the fictional parts the author imitates the genre of testimony and qualifies, by these means, the novelette for collective memory. The fictional action also contains political arguments that explain, why Germans should commemorate their victims: for the sake of truth and emotional balance, and in order to find a way out of the circuit of the violence, perpetuated through generations. Grass's book can be seen as part of a tradition of representing historical events, at the service of a humanistic and enlightened collective memory, which, in Germany, has its roots in Schiller's dramatic works. Der Artikel untersucht anhand einer Novelle von G. Grass eine aktuelle Tendenz der deutschen Literatur über den Zweiten Weltkrieg, in der nicht mehr die Schuld, sondern das Leiden der deutschen Bevölkerung im Zentrum steht. Grass' Text zeigt eine spezifische Sorgfalt im Umgang mit den historischen Fakten und macht dem Leser die Differenz von faktualen und fiktionalen Elementen besonders transparent. Im fiktionalen Bereich imitiert der Autor die Gattung des Zeugenberichts, was wesentlich dazu beiträgt, seine Novelle zum Träger von kollektiver Erinnerung zu qualifizieren. In der fiktionalen Handlung ist außerdem eine politische Argumentation aufgehoben, mit der unterstrichen wird, warum auch der deutschen Opfer gedacht werden muss: um der Wahrheit und des emotionalen Gleichgewichts willen und um einen – wenngleich schmalen – Ausweg aus dem über Generationen fortgesetzten Teufelskreis der Gewalt zu finden. Grass' Novelle steht damit zugleich in einer Tradition von Vergegenwärtigung historischer Ereignisses im Dienste einer humanistisch-aufgeklärten kollektiven Erinnerung, das sich in Deutschland auf Schillers Dramen zurückverfolgen lässt.
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